Wiederansiedlung von Fischottern in Deutschland

Wiederansiedlung von Fischottern in Deutschland

Während es in den alten Bundesländern generell noch schlecht um ihn steht, scheint sich der Bestand in der Oberpfalz und im angrenzenden bayrischen Wald langsam wieder zu erholen. Ausgehend von einer kleinen lokalen Population, einem in den 1980er Jahren gestarteten Programm zur Wiederansiedlung von Fischottern an den Mündungsbereichen von Isar und Altmühl, aber auch über Zuwanderung aus Österreich und Tschechien breitet er sich seit etwa dreißig Jahren wieder kontinuierlich aus. Diese Erfahrungen decken sich mit den Daten aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, in beiden Bundesländern existieren noch zusammenhängende Restpopulationen. Seit den frühen 1990er Jahren zeigt sich auch hier eine Ausbreitungstendenz in westlicher Richtung.

Der Bestand lässt sich nur schätzen

Eine genaue Methode zur Ermittlung der Bestände gibt es für den Fischotter bisher nicht. Eine einfache Zählung ist aufgsrund ihres weitläufigen Lebensraums nicht möglich. Es wird lediglich eine Schätzung nach Vorgaben der IUCN durchgeführt.

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Perfekt an seine Umwelt angepasst

Der Fischotter (Lutra lutra) ist ein semiaquatisches Raubtier aus der Familie der Marder. Er erreicht ausgewachsen eine Körperlänge von 60 bis 90 Zentimeter, bei einem Gewicht von etwa 7 bis 12 Kilogramm. Männliche Tiere sind etwa 50 % größer als weibliche. In freier Wildbahn beträgt die Lebenserwartung ca. 8-10 Jahre, ab dem 3. Lebensjahr ist die Geschlechtsreife erreicht.

Das wasserabweisende Fell, mit bis zu 70.000 Haare pro Quadratzentimeter, schützt ihn beim Tauchen vor Unterkühlung. Die Schwimmhäute zwischen den Zehen und der stromlinienförmige Körperbau ermöglichen ihm eine effiziente Fortbewegung im Wasser. An Land ist er so beweglich und agil wie die meisten Marderartigen, dabei ist er auffallend neugierig und verspielt.

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Fischotter (Lutra lutra)

Fischotter sind überwiegend Einzelgänger, zur Aufzucht der Jungtiere bilden sie kleine Familienverbände. Sie sind vorwiegend nachtaktiv und verbringen einen Großteil ihres Lebens in oder an Gewässern. Ihre Hauptnahrung besteht aus Fischen, alternativ fressen sie auch andere Wasserbewohner wie Krebstiere, Frösche oder kleinere Säugetiere. Dort, wo sich ein Otter niederlässt, ist das Ökosystem besonders naturnah und intakt. Die Wasserqualität als dementsprechend sauber. Unabhängig davon, ob es sich um Süß- oder Salzwasser handelt. Otter meiden Gewässer mit Uferbefestigungen oder sonstigen Verbauungen. Als Unterschlupf dienen Uferunterspülungen, die Wurzeln alter Bäume oder auch sonstige kleine Höhlen. Jeder Otter nutzt bis zu zwanzig dieser Verstecke in seinem Revier.

Nicht jeder freut sich über den Fischotter

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Bis zu 1,5 kg Nahrung benötigt der Fischotter täglich

Seine Ansiedlung stößt jedoch nicht nur auf Freude. Auf den bis zu 40 Kilometer langen Wanderungen durch sein Revier stößt er immer wieder wirtschaftlich genutzte Fischteiche – Ein für den Fischotter reich gedeckten Tisch, an dem er auf einfachste Art seinen Tagesbedarf von ca 1,5 kg Fisch decken kann. Der Ärger mit dem Besitzer des Teiches ist vorprogrammiert.

Wiederansiedlung und Fischottermanagementplan

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Stetig auf Nahrungssuche

Dort, wo die Fischbestände durch den großen Hunger der Otter gefährdet sind, kommt der Fischottermanagementplan der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LfL) zum Tragen. Betroffene Betriebe können sich an sogenannte Fischotterberater wenden, die über das Hilfsangebot der LfL informieren.
Schlussendlich läuft es meistens auf zwei Maßnahmen heraus: finanzielle Förderung zur Errichtung von Abwehrzäunen, bzw. Entschädigungszahlungen als Ausgleich für den entstandenen Schaden. Im Jahr 2023 hat die LfL in Bayern dafür etwa eine Million Euro aufgewendet.

Gericht kassiert Verordnung – keine Tötung von Fischottern

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Ganzjährig unter Schutz gestellt

Eine geforderte „Entnahme“ – also der finale Abschuss – der Tiere ist erst mal wieder vom Tisch.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat zwei Verordnungen zum Töten der streng geschützten Tiere vorläufig außer Vollzug gesetzt. „Fischotter dürfen damit vorerst auch nicht ausnahmsweise getötet werden“, urteilte das Gericht im November 2023. Zum geplanten Abschuss von 32 Tieren wird es nicht kommen, da die Verordnungen Widerspruch zur Rechtslage des Naturschutzes stehen.

Lösungsansatz Naturteich

Fachleute zweifeln generell die Sinnhaftigkeit der Entnahme von einzelnen Tieren an. Die reviertreuen Elterntiere vertreiben Ihren Nachwuchs aus dem angestammten Gebiet, sobald sie diese die Geschlechtsreife erreichen. Dieses Verhalten sorgt dafür, dass Jungtiere auf der Suche nach neuen oder frei werdenden Revieren umherwandern. Sollte also irgendwo ein Revier unbesetzt sein, so wird es zeitnah durch einen neuen Otter in Besitz genommen. Ein Lösungsansatz könnten naturbelassene Teiche, die einen Fischbesatz auf Kosten der Gemeinschaft erhalten und somit als Ablenkfütterung dienen. Vergleich den Aktivitäten, die sich vielerorts während des herbstlichen Kranichzugs durchgesetzt haben.

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Kälteunempfindlich:
Selbst im äußersten Norden, an der Grenze zur Arktis, ist der Fischotter anzutreffen

Weltenbürger

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Auf drei Kontinenten verbreitet: Europa, Asien und Afrika

Generell unterteilt sich die Gruppe der Otter (Lutrinae) in 7 Gattungen. Neben dem eurasischen Fischotter, ist an der Pazifikküste lebende Seeotter der bekannteste Vertreter. Aktuell gehen Biologen davon aus, dass es 12 Unterarten des Fischotters gibt. Die Annahme, dass man bis zu 30 Varianten unterscheiden kann, hat sich in den letzten Jahren nicht mehr aufrechterhalten lassen und wurde interantional verworfen.

Der nordamerikanische Verwandte

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Nordamerikanischer Fischotter (Lutra canadensis)

Eigentlich unterscheiden sich Lutra lutra und Lutra canadensis nicht wirklich. Größe, Gewicht, Aussehen, Verhalten – alles ähnlich zwischen den Verwandten aus Amerika und Eurasien. Diese drei verspielten Gesellen sind in mir im Algonquin Provincial Park, Ontario – Kanada über den Weg gelaufen.

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Maximale Neugierde, aber doch sehr scheu und sofort wieder verschwunden

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