Igel mit Jungen im Garten

Ein Igel (Erinaceidae) sucht im Unterholz nach Nahrung

Aufnahmedaten: 11. Mai 2012 – 21:16 Uhr; Nikon D200; AF-Nikkor 80-200mm; Sigma Kompaktblitz EF-500; Brennweite 180mm; Blende 5,6; Belichtungszeit 1/60sec ISO-Empfindlichkeit 400; Taschenlampe; Aufnahmedistanz ca. 1,50m.

Mai 2012: An einem der ersten warmen Abende des Jahres entdeckten wir unter einem Haselnussstrauch einen Igel. Er verriet sich durch das igel-typische Rumoren und Schmatzen im Unterholz. Nicht ganz sicher bin ich mir, ob es sich bei unserem Besucher um einen Braunbrust-Igel (Erinaceus europaeus) handelte. Das Tier war nicht besonders groß und vermutlich ca. 2 Jahre alt. Den Winter hatte er aber allen Anschein nach gut überstanden.

.

Problemlos konnten wir uns dem Igel bis auf wenige Schritt nähern. Der Haselnussstrauch, der ihm tagsüber als Ruhe-Quartier diente, steht in einer Buschreihe die unserem Garten von dem unseres Nachbarn abgrenzt. Der dazwischen befindliche Gartenzaun ist auf seiner gesamten Höhe mit Efeu bewachsen, so dass wir uns hinter einer natürliche Sichtschutzwand verbergen konnten. Eigentlich brauchten wir uns abends nur auf die Terrasse unseres Hauses zu setzen und leise abzuwarten. Pünktlich; kurz nach 21:00 Uhr erschien der Igel auf der Bildfläche.  Wir konnten ihn von oben über den Zaun hinweg beobachten — optimale Beobachtungsituation.

In den folgenden 6-8 Wochen wiederholte sich dieses Schauspiel regelmäßig fast jeden Abend. Der Igel ließ sich durch nichts und niemanden bei der Nahrungssuche stören. Nicht einmal das Licht einer Taschenlampe oder der grelle Kamerablitz beunruhigte ihn.

Im Umkreis unseres Gartenteichs fanden wir regelmäßig ca. 2cm lange, schwarz-glänzende Hinterlassenschaften. Wir gehen davon, dass der kleine Kerl sich auf seiner nächtlichen Wanderung regelmäßig am Teich aufgehalten hat — zumindest sind die Anzahl der Wasserschnecken in diesem Jahr deutlich dezimiert worden.

Ab Ende Juni war der Igel dann spurlos verschwunden. Auch Fraß- noch Kotspuren blieben völlig aus.

Alt-Tier mit zwei Igel-Kindern

September 2012: Wieder unter dem Haselnussstrauch: Das gleiche Schmatzen und Rumoren wie vor einigen Monaten — Der Igel ist wieder da! — Doch diesmal hat er zwei (oder auch drei) Igel-Kinder im Gepäck.
 

Zu diesem Zeitpunkt waren die Jungen ca. 4 Wochen alt. Zumindest konnte ich dies aus ihrem Verhalten — noch folgten Sie der Mutter auf Schritt und Tritt — der Körpergröße und der Farbe ihres Stachelkleides schließen. In den folgenden zwei Wochen ließ sich die Familie fast jeden Abend während der Dämmerung beobachten oder wir konnten ihre Position auf Grund der geräuschvollen Aktivitäten erahnen. Man konnten den Eindruck gewinnen, dass die Jungtiere sich fast täglich veränderten — sie wurden immer selbständiger und trauten sich zu nach einigen Tagen kleinere Ausflüge auf eigene Faust zu unternehmen. 

.

 

06. Oktober 2012: Diesmal hatte sich die Drei das Unterholz des Haselstrauch als Tag-Quartier ausgesucht. Am Boden lag bereits soviel Laub, dass sie sich halb darin vergraben konnten und somit den Tag geschützt verbringen konnten. Die Kleinen versuchten noch mehrmals bei der Mutter zu säugen — mit eher bescheidenem Erfolg. Die Jungtiere waren jetzt mit etwa 6 Wochen alt genug, so dass die Mutter nicht mehr allein für ihre Ernährung verantwortlich war. 

Die Jungigel werden gesäugt

Eine Igelfamilie löst sich meistens 45 Tage nach der Geburt der Jungtiere auf — jeder geht danach seine eigenen Wege. Das männliche Alt-Tier beteiligt sich nicht an der Aufzucht der Jungen, ein Wurf kann aus drei bis 10 Jungtieren bestehen. Igel haben eine Lebenserwartung von bis zu 7 Jahren.  Die Geschlechtsreife wird nach knapp 2 Jahren erreicht. Jährlich werden in Deutschland ca. 500.000 Jungtiere geboren von denen nur ein sehr geringer Teil den ersten Winter überlebt. 

Problematisch ist dabei weniger die Witterung der kalten Jahreszeit, sondern überwiegend die vom Menschen veränderte Umwelt. Monokulturen in der Landwirtschaft und Verluste durch den Straßenverkehr setzten der Population stark zu. In einigen europäischen Ländern stehen die Tiere bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In Deutschland sind Igel durch das Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt und dürfen weder gejagt noch auf andere Art verfolgt werden.

Nachtrag: Igel im Winterquartier

Dezember 2012

Zwischenzeitlich hat unser Igel sein Winterquartier in der Mitte des Hasselnußstrauchs bezogen. Man kann deutlich das aufgetürmte Laub erkennen. Der Igel hat sich tief in seinen eingegraben. Unklar ist, ob es sich um das Muttertier oder eines der Jungigel handelt. In den letzten Herbsttagen haben wir nur ein Jungtier beobachten können.  

Winterquartier im Hasselnußstrauch

Da es zum Jahreswechsel 2012/13 ungewöhnlich warm ist, besteht die Gefahr das unser Igel von seinem festen Winter- in einen Dämmerschlaf wechselt. Problematisch ist, dass der Igel in diesem  Zustand einen zu hohen Energieverbrauch hat. Er verbraucht zu viel von seinem Winterspeck, der ihm dann zum Ende des Winters fehlt könnte.

Sinkt die Lufttemperatur auf weniger als 6°C llt das Tier wieder in den festen Winterschlaf. Alle Körperfunktionen werden auf ein Minimum gedrosselt um Energie zu sparen. Im Detail bedeutet dies:

  • Die Körpertemperatur sinkt von ca. 35°C auf minimal 5°C.
  • Die Herzfrequenz sinkt von ca. 160 – 200 auf ca. 8-10 Schläge pro Minute.
  • Die Atmung wird von 40 – 50 auf ca. 4 Atemzüge / pro Minute reduziert.

Eine Antwort schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert