Wie fotografiert man Polarlichter?
Fotografieren bei Nacht und großer Kälte
Der eigentliche Moment der Aufnahme ist aus fotografischer Sicht recht einfach. Du stellst ein Stativ auf, befestigst die Kamera, setzt ein Weitwinkelobjektiv auf und verwendest einen Fernauslöser. Die Kamera wird zum Himmel gerichtet. Belichtungsautomatik und Autofokus sind ausgeschaltet. Der Schärfenpunkt wird manuell festgelegt. Die ISO-Empfindlichkeit der Kamera wird auf einen hohen Wert eingestellt, die Blende ist vollständig geöffnet, die Belichtungszeit sollte ca. 10. Sekunden betragen – das war’s.
Achte darauf, dass der Kontrollmonitor deiner Kamera ebenfalls abgeschaltet ist. Sein Licht wirkt sich störend aus. Da das Polarlicht-Spektakel oft über Stunden hinweg sichtbar ist, besteht kein Grund zur Nervosität. Neben dem Fotografieren bleibt genug Zeit, um es zu beobachten und zu genießen. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Vorbereitung.
Vorbereitung und Planung sind das A und O
Da „Aurora borealis“ im Norden bzw. „Aurora australis“ auf der Südhalbkugel naturgemäß in den Polarregionen im Winter bei großer Kälte während der Nachtstunden am intensivsten auftreten, erfordert es eine genaue Vorbereitung. Hinzu kommt, dass die meisten Fotografen oft nur wenig Erfahrung in der Astrofotografie haben und sich somit im Dunkeln mit der Bedienung ihrer Ausrüstung schwertun.
Die Kamera steht vor einer Extremsituation. Die eigentlichen Minustemperaturen sind nicht das primäre Problem. Gefährlich ist der anschließende Übergang von der strengen Kälte der Nacht in einen beheizten Raum. Im Freien kühlen alle Ausrüstungsteile extrem ab, dies stellt moderne Kameras normalerweise vor keine großen Herausforderungen. Allerdings mögen Batterien oder Akkus die Minusgrade nicht und zeigen bereits nach kurzer Zeit an, dass sie vermeintlich leer sind.
Sobald du deine Ausrüstung in einen beheizten Raum bringst, kondensiert die Feuchtigkeit aus der Luft auf den kalten Oberflächen. Mit anderen Worten: Deine Ausrüstung wird sofort klatschnass! Nicht nur oberflächlich, sondern auch im Inneren, wo die empfindliche Elektronik verbaut ist. Kameraausrüstung und Wasser sind Erzfeinde! Die Wahrscheinlichkeit, dass die Elektronik beschädigt wird und Kameras und Objektive dadurch für immer unbrauchbar werden, liegt bei nahezu 100 %.
Der Schutz der Ausrüstung vor kondensierter Luftfeuchtigkeit ist entscheidend
Verwende eine hochwertige Kameratasche, die komplett verschlossen werden kann. Am besten eignet sich ein Modell aus strapazierfähigem Nylongewebe mit wasserdichten Reißverschlüssen. Klassische Ledertaschen oder schicke Modelle, die wie Damenhandtaschen aussehen, sind nicht geeignet. Verschließe die Tasche vollständig, bevor du von der Kälte in einen beheizten Raum gehst, und öffne sie erst nach einigen Stunden der Anpassung wieder. Als hilfreich hat sich erwiesen, die Kameratasche vorab mit einem Spray zu imprägnieren – Schnee und Feuchtigkeit perlen einfach besser ab.
Eine weitere sehr unkonventionelle, aber effektive Methode deine Ausrüstung zu schützen, ist die Verwendung einfacher Gefrierbeutel aus Kunststoff. Du packst jedes Objektiv, jede Kamera, jedes Zubehörteil einzeln in einen Beutel, drückst die überschüssige Luft heraus und verschließt den Beutel mit einem Clip. Die verschlossenen Beutel dürfen ebenfalls über mehrere Stunden nicht geöffnet werden.
Was macht man mit dem Stativ
Aufgrund seiner Größe ist es schwierig, das Kamerastativ perfekt zu schützen. Du hast nur zwei Alternativen: Wenn möglich, lasse das Stativ einfach in der Kälte oder in einem unbeheizten Raum, zum Beispiel im Kofferraum eines Autos. Falls du es in die Wärme mitnehmen musst, öffne alle Scharniere und Verschlüsse, ziehe Beine und Mittelsäule maximal heraus und entferne die kondensierte Luftfeuchtigkeit mit mehrfach einem weichen Tuch. Keine gute Idee ist es, das Stativ in irgendeiner Form zu ölen oder einzufetten. Stative brauchen kein Schmiermittel.
Die Atemluft enthält jede Menge Feuchtigkeit
Puste auf keinen Fall gegen die Kamera. Beim Ausatmen ist die Luft aus unseren Lungen stark mit Feuchtigkeit angereichert, die sich als Kondensat sofort auf der kalten Kamera niederschlägt. Das Gleiche gilt natürlich, wenn man mit schwerem Atem nach einem anstrengenden Aufstieg die Kamera direkt ans Auge nimmt und dabei kraftvoll ein- und ausatmet.
Ebenfalls keine gute Idee ist es, die Kamera unter der Jacke aufzubewahren. Der Sinn von winterlichen Kleidungsstücken ist es, dass sich ein warmes Luftpolster bildet, um den Körper vor Kälte zu schützen. Auch diese Luft ist in der Regel stärker mit Feuchtigkeit angereichert, die sich umgehend auf der Kamera niederschlägt und zu Schäden führen kann.
Wie ermittelt man die richtige Belichtungszeit?
Es ist unzureichend, einfach die Automatik der Kamera die richtige Belichtung ermitteln zu lassen. Hier ist mein Tipp: Stelle eine Belichtungszeit von 10 Sekunden ein und verändere von Aufnahme zu Aufnahme die ISO-Empfindlichkeit. Ich habe bei 3.200 ISO begonnen und konnte sie teilweise auf etwa 800 ISO reduzieren. Ein Blick auf den Kontrollmonitor wird dir dabei helfen, ein intensives Polarlicht ist überraschend hell. Erstelle einfach eine Belichtungsreihe. Schon in der zweiten Nacht hatte ich genug Erfahrung gesammelt, um abzuschätzen, welche ISO-Einstellung ziemlich perfekt war.
Warum 10 Sekunden Belichtungszeit?
Die Lichter am Himmel tanzen und bewegen sich kontinuierlich. Bei kürzeren Belichtungszeiten sieht man nur einen Ausschnitt im Bild, als wäre alles eingefroren, und die schemenhafte Bewegung der Lichter geht verloren. Wenn die Belichtungszeit jedoch deutlich länger ist, verschwimmen die tanzenden Lichter zu unscharfen Flächen und der Effekt des selektiv erleuchteten Himmels geht verloren. Außerdem würde sich die Rotation der Erde bemerkbar machen, wodurch Sterne, Planeten oder der Mond nicht mehr als Punkte, sondern als kleine Striche abgebildet werden.
Weißabgleich und RAW
Um das volle Farbspektrum der Polarlichter einzufangen, ist es ratsam, die Farbtemperatur an der Kamera auf einen Wert zwischen 3.000 und 4.000 Kelvin einzustellen. Besonders für diejenigen, die im JPG-Format fotografieren, ist dies entscheidend, da nachträgliche Korrekturen oft nicht perfekt möglich sind.
Der RAW-Modus ist in Astrofotografie absolut zu empfehlen. Er ermöglicht eine wesentlich bessere nachträgliche Kontrolle über Tonwerte, Kontraste und Farbtemperatur. In extremen Aufnahmesituationen entfaltet das RAW-Format seine Stärken im Vergleich zu anderen Dateiformaten vollständig. Eine Einstellung von 3.000 Kelvin wirkt sich in diesem Fall lediglich auf dem Kontrollmonitor aus, ist jedoch hilfreich für eine schnelle Bewertung der Bilder vor Ort.
Wo ist eigentlich Norden?
Viele Menschen aus Mitteleuropa begeben sich nach Skandinavien oder Island, um die faszinierenden Polarlichter zu erleben. Nach der Ankunft vor Ort sind weitere Vorbereitungen notwendig. Die Suche nach dem optimalen Aufnahmestandort steht an. Je abgelegener der Ort, desto klarer werden die Polarlichter sichtbar. Oft beginnt das beeindruckende Schauspiel am Nordhimmel und je intensiver die Lichter tanzen, desto stärker sind sie im Zenit wahrnehmbar. Straßenlaternen und beleuchtete Häuser können störend sein, aber geschickt ins Bild eingebettet geben sie dennoch ein interessantes Gesamtpanorama.
Ich habe den Tag damit verbracht, verschiedene Standorte auszukundschaften. Um nachts zügig zu den besonderen Orten zu gelangen, habe ich teilweise einen Trampelpfad durch den hohen Schnee geschaffen und einen Platz vorbereitet, um die Kameratasche abzulegen und das Stativ aufzustellen.
Ein unverzichtbares Hilfsmittel, um das Naturspektakel nicht zu verpassen, sind spezielle Aurora-Smartphone-Apps. Ich habe gleichzeitig zwei verschiedene verwendet, eine war auf Vorhersagen spezialisiert, während die andere lokale Webcams und ein Alarmsystem enthielt. Am besten informiert man sich vor Ort, welche Kombination für die jeweilige Region am besten geeignet ist – die Auswahl ist groß.
Zieh dich warm an
Neben dem Kameraequipment musst du deine Kleidung an die Temperaturen passen. Ziehe dich warm an, am besten in mehreren Schichten. Achte aber darauf, dass du nicht zum Michelin-Männchen mutierst. Du brauchst Bewegungsfreiheit, auch wenn die Temperaturen sich zwischen -10° und – 40° Celsius bewegen. Am wichtigsten ist, dass du trotz der Kälte mit deinen Händen die Kamera bedienen kannst. Ich verwende dünne Mikrofaserhandschuhe, die halten warm und schränken die Feinmotorik nicht zu sehr ein. Bei Bedarf kann man zwischen den Aufnahmen noch dicke Fäustlinge über die Hände ziehen. Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel ist eine Stirnlampe mit blendfreiem Rotlicht; im Dunkeln, ohne Licht, nach dem passenden Ausrüstungsteil zu suchen, macht wirklich keinen Spaß.
Bitte keine Baumwolle
Verzichten solltest du auf Baumwollkleidung. Trotz der Kälte sondert unser Körper Feuchtigkeit ab, die von der Baumwolle aufgenommen wird. Durch die winddichte Oberbekleidung kann diese nicht schnell genug an die weitere Umgebung abgegeben werden. Die Feuchtigkeit kühlt den Stoff aus. Das Ergebnis ist ein frierender Fotograf. Verwende besser Unterbekleidung aus Merino oder spezielle Synthetiks
Wie entstehen Polarlichter:
Ich habe mir von ChatGPT einen kurzen Bericht dazu erstellen lassen.
Aurora borealis im Norden und Aurora australis im Süden, entstehen durch Wechselwirkungen zwischen geladenen Teilchen von der Sonne und den Molekülen und Atomteilchen in der Erdatmosphäre. Die grundlegenden Schritte, die zum Entstehen von Polarlichtern führen sind:
1.) Sonneneruptionen und Sonnenwind:
Polarlichter werden durch den Sonnenwind verursacht, der aus elektrisch geladenen Teilchen, hauptsächlich Elektronen und Protonen, besteht. Diese Teilchen werden bei Sonneneruptionen, wie Sonnenflecken oder Sonneneruptionen, von der Sonne ausgestoßen.
2.) Eintritt in die Erdatmosphäre:
Der Sonnenwind trägt die geladenen Teilchen mit hoher Geschwindigkeit zur Erde. Wenn diese Teilchen mit der Erdatmosphäre interagieren, werden sie durch das Magnetfeld der Erde zu den Polregionen gelenkt.
3.) Kollision mit Atmosphärenmolekülen:
Die geladenen Teilchen kollidieren mit den Molekülen und Atomteilchen in der Erdatmosphäre, insbesondere mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen in höheren Schichten der Atmosphäre.
4.) Anregung von Atomen:
Die Kollisionen führen dazu, dass die Elektronen in den Atomen der Atmosphäre auf höhere Energiezustände angehoben werden.
5.) Rückkehr zum Grundzustand:
Die angeregten Elektronen kehren nach kurzer Zeit auf ihre niedrigeren Energiezustände zurück. Bei diesem Übergang wird Energie in Form von Licht freigesetzt.
6.) Emission von Licht:
Die freigesetzte Lichtenergie manifestiert sich als farbiges Leuchten, das wir als Polarlichter sehen. Die verschiedenen Farben entstehen durch die Art der Atome, die an den Reaktionen beteiligt sind, sowie durch die Höhe, in der die Wechselwirkungen auftreten. Die Farben der Polarlichter werden durch die Art der Gase in der Atmosphäre und die Höhe der Kollisionen bestimmt. Grüne Polarlichter sind beispielsweise am häufigsten und werden durch Sauerstoff in niedrigen Höhen verursacht, während violette und rote Polarlichter auf höhere Höhen und Stickstoffatome hinweisen können. Polarlichter treten in der Nähe der magnetischen Pole auf, da die geladenen Teilchen entlang der Feldlinien des Erdmagnetfelds gelenkt werden. Diese Phänomene treten besonders häufig in den Polarregionen während der Wintermonate auf, wenn die Nächte lang und dunkel sind.