Die Osterseen

 Etwa 225 Hektar Wasserfläche – verteilt auf 19-24 Seen und Tümpel – verbunden durch kleine Kanäle und weitläufige Moorflächen

Alle Osterseen zusammen bilden eine Seenplatte, die zwischen dem Starnberger See im Norden und der oberbayerischen Gemeinde Iffeldorf im Süden liegt. Nicht mitgerechnet werden der „Kleine Gröbensee“ sowie etwa 15 unbenannte kleinere Seen, die jeweils nur wenige Hundert Quadratmeter Fläche besitzen und zum Teil bereits stark verlandet sind. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass die Angabe, aus wie vielen einzelnen Seen das Gebiet besteht, je Zählweise unterschiedlich ausfällt.

Umgeben von offenen Wiesen

Entstehung

Vor ca. 2,6 Millionen Jahren führten starke Klimaschwankungen zu einem Wechsel von Warm- und Kaltzeiten. Das Klima während einer Warmzeit war mit dem heutigen vergleichbar. Während der Kaltzeiten sank die Durchschnittstemperatur um ca. 10° Celsius ab. Im gesamten Gebirge wuchsen die Gletscher stark an, die Nordalpen waren vollständig mit Eis und Schnee bedeckt. Eismassen bedeckten auch weite Teile des Voralpenlandes.

Kanadagänse sind zwischenzeitlich heimisch an den Osterseen

Insgesamt wechselte das Klima mindestens sechs mal. Jede Kaltzeit dauerte dabei mehrere Zehntausend Jahre. Die größte Eisausdehnung war vor ca. 20.000 Jahren (Würm-Kaltzeit). Danach stiegen die Temperaturen an, die Gletscher schmolzen ab. Seit etwa 15.000 Jahren ist das Alpenvorland eisfrei. Heute gilt das Gebiet der Osterseen als eine der am besten erhaltenen Eiszerfallslandschaften Bayerns. Große Toteis Massen des eiszeitlichen Isar-Loisach-Gletschers und mehrere Generationen von Schmelzwasserflüssen, die ihre Gesteinsfracht ablagerten, formten die Landschaft.

Ein 15.000 Jahre altes Relikt der Würm-Kaltzeit

Geschichte

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Gegend nur dünn besiedelt. Der sumpfige Boden eignete sich nicht zur Landwirtschaft. Fischfang und Jagd waren ebenfalls nicht besonders ergiebig. Es gab nur wenige kleine Ansiedlungen in der unmittelbaren Umgebung. Die Bewohner orientierten sich in ihrer Landnutzung eher weg von den Seen. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts veränderten sich die Rahmenbedingungen durch den vermehrten Einsatz von Kunstdünger in der Landwirtschaft.

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Entwicklung

Drastische Veränderungen, die das ökologische Gleichgewicht völlig durcheinander gebracht haben, waren die Folge. Durch Einspülungen in die Seen verschlechterte sich die Wasserqualität stark. Regionaltourismus und wirtschaftliche Belange belasteten die Gewässer weiter. Das Seengebiet der Osterseen stand, obwohl bereits 1955 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, in den 1970er Jahren am Rand des ökologischen Zusammenbruchs.

Blick über den großen Ostersee nach Süden Richtung Garmischer-Alpen

Naturschutz

Seit 1981 besteht das Naturschutzgebiet Osterseen mit einer Fläche von 1.083 ha. Davon entfällt etwa ein Drittel auf die Oberflächen der Gewässer, 494 ha sind Hoch-, Nieder- und Zwischenmoore, 172 ha bestehen aus naturnahem Mischwald. Rund fünf Prozent der Osterseenlandschaft setzen sich aus Uferregionen, Verlandungsgebieten und Wiesen zusammen.

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Die Einrichtung des Naturschutzgebietes war verbunden mit einem Wegegebot und strenger Reglementierung der zulässigen Badestellen am Großen Ostersee.  Durch die Begrenzung der PKW-Parkplätze konnte mittlerweile der Besucherzustrom deutlich reduziert werden. Informationstafeln an den Eingängen zum Naturschutzgebiet zeigen den Verlauf der öffentlichen Wanderwege um die Seen und die genaue Lage der zum Schwimmen freigegebenen Uferbereiche, geschützte Bereiche wurden zudem teilweise eingezäunt.

Ausgewiesene Schutzzonen am Seeufer

Seit Mai 1997 sind die Osterseen anerkannt als SPA- (europäisches Vogelschutzgebiet) und FFH-Gebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Im Jahre 2006 wurden von der Akademie der Geowissenschaften zu Hannover (AGH) die 77 bedeutendsten Geotope in Deutschland ermittelt, zu denen auch die Osterseen zählen.

Die blaue Gumpe

Die Osterseen werden vorwiegend durch Grundwasser gespeist, das in zahlreichen Quelltrichtern austritt. Am bekanntesten ist die Blaue Gumpe südlich des Großen Ostersees. Die Wände ihres Quelltrichters sind von weißen Ablagerungen aus Süßwasserkalk überzogen, der aus dem kalkreichen Quellwasser ausgeschieden wird. Da das Grundwasser eine relativ gleichbleibende Temperatur von 10° C aufweist, gefriert im Winter die Wasserfläche nicht. An kalten Wintertagen hängt Dampf über der Quelle.

Artenvielfalt zeichnet die Vegetation des Osterseengebietes aus

Magere Feuchtwiesen und Halbtrockenrasen sind im jahreszeitlichen Wechsel übersät mit Trollblumen, Mehlprimeln, Sumpfherzblatt, Enzian, Wiesensalbei, Wiesenbocksbart, Alpenflockenblume, Lichtnelken, Mädesüß, Gilb- und Blutweiderich, Wollgras und Orchideen. An extrem nährstoffarmen Standorten gleicht das ‚fleischfressende’ Fettkraut den Stickstoffmangel durch Insektenfang mittels Blatt-Klebestreifen aus. In der Krautschicht des Osterseenwaldes findet die filigrane ästige Graslilie ideale Bedingungen.

Eine Zauneidechse sonnt sich am Ufer eines der Seen

Die Lebensbedingungen für Schmetterlinge, Schwebfliegen, Hummeln oder Bienen sind annähernd perfekt.  Ausschlaggebend ist das vielfältige Angebot an Nektar- und Futterpflanzen.

Ein Steg führt zur blauen Gumpe

Weitere Geotope

Nur etwa 20 km weiter südlich befindet sich das Murnauer Moos. Ein Kleinod, das zu den interessantesten Nieder- und Hochmoorgebieten in Deutschland zählt. Mit einer Gesamtfläche von 32 km² das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas. Eine ca. 12 km lange Wanderung führt vom Parkplatz an der Ramsachstraße (Gemeinde Murnau) entlang der Streuwiesen (Niedermoor) vorbei an den Köcheln in das Kerngebiet des eigentlichen Hochmoores. Weitere Informationen zu diesem ebenfalls geschützten Stück Natur finden Sie hier.

Ein Rotmilan kreist über den ufernahen Wiesen
Artenvielfalt bedingt sich gegenseitig !
Ein Trupp Kanadagänse schwimmt über den Großen Ostersee