Telekonverter – viel Brennweite zum kleinen Preis?!
Telekonverter – oder Extender – sind ein zweischneidiges Schwert
Nur unter klar definierten Bedingungen erfüllt ein Konverter die Erwartungen und führt zu einer echten Bereicherung. Eine „einfach-mal-drauflos“ Verwendung führt in den meisten Fällen zu einer großen Enttäuschung.
Telekonverter = beherrschbare Kompromissbereitschaft
Generell verliert man mit jedem Konverter bauartbedingt an Lichtstärke, Auflösung, Kontrast und Schärfe. Bei Vollformatkameras macht sich häufig noch ein sichtbarer Randhelligkeitsabfall bemerkbar. Anders ausgedrückt: Den gewünschten Zuwachs an Brennweite bezahlt man mit einer verminderten Abbildungsleistung. Die Gesamtqualität des optischen Systems sinkt.
Typisch für ein Bild, dass mit Hilfe eines Telekonverters entstanden ist. Bereits das leichte Gegenlicht hat den Hintergrundkontrast negativ beeinflusst. Der Himmel erscheint nur noch in einem fahlen Blaugrau. Schärfe, Leuchtkraft und Kontrast fallen sichtbar ab.
Fehler vermeiden
Wer einen Konverter verwendet, muß die Kombination von Kamera, Objektiv und Konverter sehr gewissenhaft wählen. Mit meiner alten Nikon D200, einem Nikkor 2,8/300mm AF-S ED und einem 2x Extender habe ich weniger Leistungseinbusse gehabt, als mit meiner D7100, einem Nikon 4/500mm AF-S ED VR in Verbindung mit einem Nikon TC-14E II. Diese Kombination hat sich einfach als unbrauchbar erwiesen.
Alles richtig gemacht!
Erst ein Wechsel der Kamera zu einer aktuellen D7500 brachte den gewünschten Erfolg. Perfekte Bildergebnisse, sogar unter mäßigen Aufnahmebedingungen bei denen es an Licht und Kontrast fehlte. Extender können eine tolle Erweiterung der fotografischen Möglichkeiten sein, wenn alle Komponenten perfekt auf einander abgestimmt sind.
Problematisch bei diesem Beispiel ist das scharfe Gegenlicht, dass sich an den Spitzen der taunassen Gräser bricht. Der Hintergrund wirkt unnatürlich „überschärft“. Ein typische Konverter-Problem.
Alle Theorie ist grau
Die Kombination von Kamera, Objektiv und Konverter ist entscheidend. Natürlich kann man sich durch Erfahrungsberichte anderer Fotografen leiten lassen, aber schlußendlich muß jeder seine eigenen Erkenntnisse sammeln. Am Testen und Ausprobieren führt kein Weg vorbei. Zum Glück gibt es einige Fotofachgeschäfte, bei denen man Konverter für verhältnismäßig „kleines Geld“ mieten kann.
Keine gute Idee
Universal-Telekonverter, die jedes Objektiv unterstützten sind durch die Bank abzulehnen. Es gibt nur sehr wenige lohnenswerte Kombinationen. Schade um das schöne Geld, dass man dafür ausgeben würde…..
Eine Ausnahme ist der „Kenko 1,4x Teleplus Pro 300“. Etliche Fotografen haben mit diesem Konverter überraschend gute Erfahrungen gesammelt. Leider hat Kenko das Modell durch einen Nachfolger abgelöst der qualitativ deutlich abfällt. Die Variante „Teleplus Pro 300“ ist nur noch gebraucht zu bekommen.
Lösungsansatz 1,4x, 1,7x oder 2x ?
Auf der Hand liegt: Umso stärker der Vergrößerungsfaktor desto größer wird die Leistungsminderung. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die Basisbrennweite und Lichtstärke des verwendeten Objektives. Also: Besser nur einen geringeren Vergrößerungsfaktor wählen und dafür weniger Qualitätseinbußen in Kauf nehmen.
Für die Profi-Objektive einiger namhafter Hersteller gibt es speziell abgestimmte Extender. Der Verlust an Abbildungsleistung gilt dabei prinzipell ebenso. Dieser wird aber durch die abgestimmte Konstruktion stark minimiert dass sich ein vertretbarer Kompromiss ergibt.
Sehr zufrieden bin ich mit der optischen Gesamtleistung meines Nikon 70-200mm/2,8 mit dem 1,4x. Der Leistungsverlust ist so gering, dass diese Kombination zu einer meiner Lieblings-Reise-Brennweiten geworden ist. Unter optimalen Bedingungen ist gegen den Einsatz eines Konverters nichts einzuwenden.
Die technische Qualität der Aufnahme wurde durch den Extender nicht negativ beeinflusst. Dafür spart man sich aber ein weiteres Objektiv in der Kameratasche.
Problemzone
Nicht in jeder Situation kann man einen Konverter bedenkenlos einsetzten. So verstärkt sich zum Beispiel das Hitzeflimmern über einer gemähten Wiese an einem Sommertag so stark, dass der Verwendung auch bei strahlenden Sonnenschein Grenzen gesetzt sind.
Autofokus manuell justieren
Bei den meisten modernen SLR-Kameras besteht die Möglichkeit ein sogenanntes „AF-Profil“ anzulegen, in dem Korrekturwerte zu der jeweligen Objektivkombination gespeichert werden. Bei der Erstellung eines Profils muß man sehr gewissenhaft vorgehen. Die Aufnahmebedingungen müssen perfekt sein. Viel Licht, hoher Kontrast, kein Gegen- oder starkes Streiflicht. Die Kamera ist auf einem stabilen Stativ zu montieren, man sollte einen Fernauslöser verwenden, der Objektivstabilisator ist abzuschalten, als Dateieinstellung ist ein JPG in geringster Kompression zu wählen.
Nach dem automatischen scharfstellen auf ein geeignetes Motiv (ich „ziele“ immer auf den gemauerten Schornstein des Nachbarhauses) den AF-Betrieb deaktiviern. Und dann eine Bildreihe in den angebotenen Korrekturschritten (meist im mm-Bereich) zügig „durchfotografieren“.
Testreihe auswerten
Die Auswertung erfolgt in zwei Schritten:
a) Vergleich der Dateigröße in Byte,
b) optische Kontrolle der Aufnahmen am Computer bei 100% Bilddarstellung.
Im ersten Schritt werden einfach die Dateigrößen der gespeicherten Bilder betrachtet. Umso kleiner die Datei, desto höher die Schärfe. Klingt komisch…, ist aber so! Verantwortlich sind die Speicher- und Kompressionsalgorithmen des JPG-Dateiformates.
Im zweiten Schritt werden die besten drei oder vier Aufnahmen direkt miteinander verglichen. Am einfachsten unter Zuhilfenahme eines Programms zur Bildbetrachtung, dass keine Veränderung an dem Dateien vornimmt. Die Entscheidung liegt dann meist klar auf der Hand. Alle weiteren Details entnimmt man der Bedienungsanleitung zur jeweiligen Kamera.
Abblenden hilft
Nicht mit offener Blende fotografieren! Mindestens eine Stufe abblenden. Schärfe und Kontrast verbessern sich zusehens. Anders gesagt: In der Praxis verliert man deutlich mehr Lichtstärke, als der Hersteller in seiner Gebrauchsanweisung angibt.
Stativ & Co
Um so länger die Brennweite, um so größer ist die Verwacklungsgefahr. Die Auflage für Kamera und Objektiv müssen superstabil sein. Ein Stativ wird (leider) zum permanenten Begleiter. Die Verwendung eines Fernauslösers kann durchaus sinnvoll sein, Auch die gute alte Spiegelvorauslösung ist nicht zu verachten.
Mit anderen Worten, die Arbeitsweise wird in vielen Fällen deutlich langsamer und statischer.
Fazit
Ein Telekonverter eröffnet neue Möglichkeiten, aber er ist nicht das Allheilmittel in der Tierfotografie.