Wanderung durchs Murnauer Moos

Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus)

Das Murnauer Moos ist mit einer Gesamtfläche von 32 km² das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas. Gelegen, zwischen den oberbayerischen Gemeinden Murnau, Ohlstadt, Eschenlohe und Grafenaschau, ca 50 km südlich von München. Eine ca. 12 km lange Wanderung führt vom Parkplatz an der Ramsachstraße (Gemeinde Murnau) entlang den Streuwiesen (Niedermoor) vorbei an den Köcheln in das Kerngebiet des eigentlichen Hochmoores.

Murnauer Moos, Blick über die Streuwiesen nach Süden Richtung Loisach-Tal

Das Moorgebiet entstand nach der letzten Eiszeit im Zungenbecken des Loisachgletschers. Dieser Vorlandgletscher erstreckte sich ursprünglich bis weit über den heutigen Ammersee hinaus nach Norden. Als sich die Alpengletscher vor etwa 15.000 Jahren begannen zurückzuziehen, entstand ein nach-eiszeitlicher Zungenbeckensee.

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Am südlichsten Ende des Sees entstand im Laufe der Zeit das heutige Erscheinungsbild als die abgelagerten Tonminerale versumpften und sich zu einer ausgedehnten Moorfläche entwickelten. Das Gebiet stellt den qualitativ bedeutendsten Moorkomplex der Alpenrandmoore in Mitteleuropa dar. Es umfasst eine vielfältige Landschaft mit Streuwiesen, Nieder- und Übergangsmooren, Quelltrichtern, Altwasser und voll ausgebildeten Hochmooren. 
 

Köchel: dicht-bewaldete Inseln im Moor

Eine Besonderheit sind die im Süden des Gebietes über die ebene Moorfläche dunkel emporragenden Köchel. Dabei handelt es sich um dicht bewaldete Felskuppen, die aus hartem Glaukoquarzit bestehen und in der Kreidezeit des Helvetikums entstanden. Sie waren Inseln im Zungenbeckensee und wirken heute in ähnlicher Form im Moos. Der extrem  schwierigen Zugang durch das Moor hat einige einzigartigen Waldökosysteme vor Veränderungen durch menschliche Eingriffe geschützt.

Fließgewässer im Niedermoor, eigentlich sollte das Wasser verteilt auf den Wiesen stehen und nicht abfließen

Das Moor wird von zahlreichen künstlichen Bächen durchflossen. Die größten Gewässer sind der Lindenbach und die Ramsach, beiden münden bei Bad Kohlgrubs in die Loisach. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts spielten die Gewinnung von Streu und das Torfstechen im Niedermoor eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft der Region. Bereits 1927 wurde das Murnauer Moos als Schutzbereich anerkannt, aber erst 1980 mit einer Kernfläche von rund 23 km² als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es ist heute das bedeutendste und ursprünglichste Moorgebiet des nördlichen Alpenvorlandes.

Weg durch den Moorwald

Das Bundesamt für Naturschutz hat die nationale Bedeutung anerkannt und Fördermittel bereitgestellt (bis 2003). Eine Anschlussförderung durch das Land Bayern läuft bis einschließlich 2013. Ziel des Projektes ist es, die Gesamtheit der natürlichen oder naturnahen Lebensräume insbesondere die Feuchtgebiete, Magerrasen, Moorwälder und die Wälder der sogenannte Köchel großflächig und dauerhaft zu sichern und gemäß den Vorgaben des Naturschutzes zu entwickeln.

Altwasser in einem ehemaligen Entwässerungsgraben

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Renaturieung eines Moorgebiets: Entwässerungsgräben werden wieder verschlossen. Altwasser sammelt sich, dass zu einer weiteren Vernässung des Geländes führt. Das Moor trocknet nicht weiter aus.

Im Hochmoor

Der seit dem 19. Jahrhundert betriebene Gesteinsabbau an den sog. Köcheln oder Kögeln wurde im Jahre 2003 endgültig eingestellt. Mit Beendigung der Ausbeutung des Steinbruchs im Murnauer Moos wurde die letzte nicht naturgerechte Nutzung innerhalb der Schutzfläche beendet.

weite Ebene im Niedermoor

Das Gras einer Streuwiese kann große Mengen an Feuchtigkeit binden und wurde im getreidearmen Voralpenraum Jahrhunderte lang als Ersatz für Stroh zur Einstreu (namensgebend) in der Viehwirtschaft genutzt. Viele dieser Flächen werden seit den  1960er Jahre nicht mehr bewirtschaftet, der Bewuchs geht in der Regel rasch in Schilfröhrichte über. Noch bestehende Restflächen werde im Rahmen von Landschaftspflege-Projekten durch die regelmäßige „Herbstmahd“ erhalten.

Baum-Mumie am Ufer der Ramsach

Aufgrund von Landnutzung sind in Deutschland ca. 90% aller Moore entwässert. Durch die damit verbundene Zersetzung des Torfs (und dem damit verbundenem Freiwerden des darin gespeicherten CO2) stellen sie eine starke Quelle für die Treibhausgase dar. Nach Berechnungen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung könnte eine Renaturierung der dränierten Moore Deutschlands theoretisch bis zu 35 Mio. t Kohlendioxid pro Jahr einsparen.

Kornblume

Anders formuliert:
Gedrängte (z.B. ausgetrocknete) Moore sind, nach der Energiegewinnung durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, Deutschland größte Treibhausgasquelle.

Doppelpunkt ?!

Das Murnauer Moos spielte auch eine wichtige Rolle in der Kunstgeschichte. Unter anderem arbeiteten in den Jahren 1910-14 die Maler Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und Franz Marc in Murnau und wurde von der Landschaft – und insbesondere den ständig wechselnden Lichtstimmungen – des Moorgebiets inspiriert. Es entstanden dort einige Hauptwerke der expressionistischen Gruppe „Der Blauen Reiter“.

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Gemeiner Grashüpfer (Chorthippus parallelus)

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