Silberreiher (Ardea alba, Syn.: Casmerodius albus)
November 2013: Naturschutzgebiet Ilkerbruch / Barnbruch bei Fallersleben
Ein grauer, wolkenverhangener Himmel; Temperatur 3 °C, Nieselregen und Nebelschwaden – Wetterbedingungen wie geschaffen für alle Natur- und Tierfotografen…. Besonders wenn es um die Beobachtung von Silberreiher geht.
Gerade im Winterhalbjahr kann man die exotisch wirkenden Vögel aufgrund ihres auffällig weißen Gefieders auf Feuchtwiesen oder an den Ufern von ruhigen Seen und Gewässern entdecken. Als leuchtende Tupfer schreiten sie langsam durchs flache Wasser oder verharren mit fast waagerecht gehaltenem Körper und steif vorgestrecktem Hals, ehe sie blitzschnell nach ihrer Beute stoßen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Silberreiher beinahe ausgerottet. Die fein aufgefiederten Schmuckfedern des Silberreihers waren als besonders Highlight bei den Hutmachern und deren Kunden gefragt.
Danach folgten mehrere Phasen, in denen sich die Bestände erholten konnten. Eine echte Stabilisierung der Population gelang allerdings nicht. Die erneuten Bestandsrückgänge waren zum Teil bedingt durch schwankende Wasserstände, Zerstörung von Lebensräumen und insbesondere das Fehlen von Altschilfbeständen an den Ufern flacher Gewässer.
Noch vor wenigen Jahren war ein hierzulande gesichteter Silberreiher eine Sensation. Als wahres Silberreiher-Eldorado galt der Neusiedler See im österreichischen Burgenland. Vogelbeobachter und Fotografen aus ganz Mitteleuropa zog es an den flachen Steppensee nahe der ungarischen Grenze südlich von Wien.
Erst seit ca. 20 Jahren ist der große Reihervogel wieder flächendeckend in Mitteleuropa anzutreffen. Dass allein der Klimawandel dazu geführt haben könnte, ist unwahrscheinlich. Silberreiher sind nicht kälteempfindlich und auch bei frostigen Temperaturen an eisfreien Fließgewässern zu beobachten.
Wahrscheinlicher sind zwei Gründe:
Zum einen hat der Fische und Amphibien fressende Silberreiher seine Speisekarte um Mäuse und wirbellose Kleintiere erweitert, die er auch auf trockeneren, auch landwirtschaftlich genutzten Flächen, findet. So konnte er mithilfe der zusätzlichen Nahrungsquellen weitere Lebensräume erschließen und muss nicht mehr zwangsweise in wärmere Gefilde ziehen, wenn die Gewässer zugefroren sind.
Die hauptsächliche Ursache für das vermehrte Auftauchen dürfte jedoch in der Zunahme von Brutpaaren in den weiter nördlichen und kontinentalen Gebieten Osteuropas liegen. Dort ist es zwar im Sommer warm, im Winter jedoch so kalt, dass die Tiere lieber im vergleichsweise warmen Deutschland mit wenig Schnee überwintern
Auf den ersten Blick kann man männliche und weibliche Silberreiher nicht unterscheiden. Es gibt keine klaren Gefiedermerkmale, an denen man die Geschlechter trennen könnte. Im direkten Vergleich fällt auf: Die Männchen sind minimal größer und schwerer.
Silberreiher-Steckbrief:
Beschreibung
Klasse: Vögel (Aves); Ordnung: Schreitvögel (Ciconiiformes); Familie: Reiher(Ardeidae); Unterfamilie: Tagreiher (Ardeinae); Gattung: Ardea / Art: Silberreiher, wissenschaftlicher Name: Ardeaalba (Synonym: Casmerodiusalbus)
Merkmale: Großer Reihervogel mit vollständig weißem Gefieder, langer (eckiger) Hals, kräftiger (dolchartiger) leuchtend gelber Schnabel (im Frühjahr oftmals schwarz durchsetzt). Rufe: kurz, hart und rau
Körpergröße: ca. 100 cm (aufrecht stehend)
Gewicht: bis zu 1500g
Flügelspannweite: 145 bis 170 Zentimeter
Lebenserwartung: bis zu 20 Jahren
Nahrung: Fische, Frösche, Molche, Insekten, Larven, Würmer, Kleinsäuger
Brut: 1 Jahresbrut*
Brutplatz: Bäume, Büsche
Brutzeit: April bis Juli
Brutdauer: 26 Tage
Eier: 3-5 Eier
Nestlingsdauer: 45 Tage
Verbreitung: Afrika, Europa, Asien, Australien, Amerika
Lebensraum: Feuchtgebiete mit Schilfbewuchs, Seen mit Röhricht, Sümpfe mit Schilfbewuchs, „ruhende“ landwirtschaftlich genutzte Flächen
Zugvogel: Prinzipiell Ja / veränderte Nahrungsgewohnheiten haben das Zugverhalten in Europa deutlich verändert* Deutschland ist für Silberreiher ein Durchzugsland, es existieren keine festen Brutkolonien, gelegentlich wird von einzelnen Bruterfolgen berichtet.