Reiselustige Steppenadler
Nicht kalkulierte Verhaltensänderungen von Steppenadlern führte zu erhöhten Forschungsausgaben
Durch eine überraschende Verhaltensänderung haben reisefreudige Steppenadler den Forschungsetat russischer Ornithologen gesprengt. Die Wissenschaftler hatten 13 Adler mit mobilen Sender ausgestattet. Man wollte in regelmäßigen Abständen SMS mit den Koordinaten der Tiere erhalten, um dadurch weitere Erkenntnisse über das Zugverhalten zu erhalten.
Den Sommer über verbrachten die mittelgroßen Adler, beschäftigt mit dem Brutgeschäft, in den Ebenen Kasachstans. Der Steppenadler ist überraschenderweise ein Bodenbrüter, der seinen Horst auf freier Steppe anlegt. Die Forscher erwarteten, dass die Gruppe im Herbst wieder zurück nach Russland ziehen würde. Zu ihrer Überraschung veränderten die Tiere ihr Verhalten und zogen weiter südwärts in den Iran und nach Pakistan.
„Diese Tiere waren den ganzen Sommer in Kasachstan außer Reichweite und nun, da sie den superteuren Iran und Pakistan erreicht haben, spucken sie Hunderte von SMS zu ihren Standorten aus“, klagte Projektleiter Igor Karjakin. Die SMS aus dem Iran sind bis zu 25-mal so teuer, wie aus dem russischen Mobilfunknetz – mit entsprechenden Folgen für die Forscher.
Die Vogelkundler starteten inzwischen einen Spendenaufruf im Internet, um die unerwartet hohen Kosten zu stemmen. „Wir waren völlig pleite und mussten einen Kredit aufnehmen, um das Projekt weiter zu finanzieren“, berichtete Karjakin. Inzwischen haben Vogelfreunde genügend Geld gespendet, damit die Studie mindestens bis Jahresende fortgesetzt werden kann. „Die Leute schicken immer noch Geld, also gibt es Hoffnung, dass wir die Adler-SIM-Karten in Gang halten können, bis sie im Frühsommer nach Russland zurückkehren“, erklärte Karjakin.
Quelle: n-tv.de, jwu/AFP
„Unsere“ Steppenadler haben wir in Ostafrika (Tansania) und im Süden des Kontinents (Botswana) beobachtet. Sie gehören dort zu denen am häufigsten anzutreffenden Greifvögeln, die leicht zu fotografieren sind. Sie sind nicht besonders scheu, ihre Fluchtdistanz ist mit weniger als 20 Metern eher gering. In Mitteleuropa dagegen ist er ein sehr seltener Irrgast; immer wieder handelte es sich dabei um sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge.
Erstaunlich ist das geringe Hintergrundwissen, das über die Vögel bekannt ist. Nicht einmal die IUCN kann die Gesamtpopulation genauer beziffern. Die Schätzungen umreisen den Bestand auf 100.000 oder vielleicht 1 Million Tiere. Dazu passt auch, dass Steppenadler erst im Jahr 1833 durch Brian Houghton Hodgson wissenschaftlich beschrieben wurden.