Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Die Futterstelle in unserem Garten war durch die anhaltend warme Witterung in diesem Winter kein besonderer Anziehungspunkt. Die Vögel fanden genug Futter in den naheliegenden Isarauen, so dass die Gärten der Wohnsiedlungen kaum Anreiz boten. Dies änderte sich erst Anfang Februar, als ein sibirisches Hochdruckgebiet kalte Luft nach Zentraleuropa leiten konnte, ohne das ein atlantisches Tiefdruckgebiet entgegenwirkte. Die Temperaturen erreichten Tageshöchstwerte von kaum über -8°C. Nachts fiel das Thermometer örtlich unter -20°C.
Aufnahmedaten: 05. Februar 2012; 14:41 Uhr, Nikon D200, Nikkor 300mm, Nikkor 2-fach Konverter, Belichtungszeit: 1/400 sec. Blende: 5,6; Empfindlichkeit ISO 400; Aufnahmedistanz ca. 5m, Dreibeinstativ mit Gimbal-Head.
Nach einigen Tagen Dauerfrost zogen Singvögel in größeren Gruppen durch die Gärten. Die Vogelfutterstellen der Umgebung wurden stark frequentiert. Das Rotkehlchen hingegen, ließ sich immer erst blicken, nachdem eine Gruppe von Singvögeln den Futterplatz besucht hatte und nach ca. 15 -20 min. weiter gezogen war.
Diese „Ruhe nach dem Sturm“ ist für Rotkehlchen optimal. Es nimmt sich seine Nahrung nur in Ausnahmefällen direkt aus der Futtersäule. Lieber sucht es den Boden, am Rand eines schützenden Gebüsch, nach heruntergefallenen Körnern und Fett-/Talkstückchen ab.
Die „Ausstattung“ unseres Futterplatz haben wir in den letzten Jahren immer mehr ausgetüftelt. Das klassische Vogelhäuschen haben wir vor einigen Jahren abgeschafft. Futtersäulen sind deutlich praktischer. Das Futter lässt sich besser bevorraten, es bleibt vor Nässe geschützt und kann durch Vogelkot o.ä. nicht verschmutzten. Die Säulen sind an einem schräg montierten Ast befestigt. Als Platz dient die kleine Terrasse im Westen unseres Hauses, sie grenzt direkt an einen kleinen Teich. Der gepflasterte Terrassenboden hat einen entscheiden Vorteil: Er lässt sich unkompliziert von Futterresten und sonstigen Hinterlassenschaften reinigen. Für den nötigen Schutz der Vögel, die ihre Nahrung lieber am Boden aufnehmen wollen, sorgt der ausgediente Weihnachtsbaum. Schräg an den Gartenzaun gelehnt, erfüllt er diese Aufgabe perfekt.
Den Sommer lebt das Rotkehlchen in Laub-, Misch- und Nadelwäldern mit ausreichendem Unterholz, Feldgehölze, großen Gärten und Parks in der Stadt mit Gehölzunterwuchs. Beliebt sind feuchte Plätze. Stille Gewässer, mit einer ruhigen Wasseroberfläche, liebt das Rotkehlchen. Baden in den Abendstunden gehört zum festen Tagesablauf der Vögel. Populationen, die den Sommer über in Mitteleuropa verleben, ziehen zum Teil im Winter nach Italien, Portugal, Frankreich und Spanien – überwiegend Weibchen. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa kommen dagegen zum Überwintern in unsere Breiten.
Der Bestand wird bundesweit auf etwa 6,5 – 7 Mio. Brutpaare geschätzt. Damit gilt der Vogel als nicht gefährdet, sein Fortbestand ist gesichert. Dennoch existieren Gebiete, in denen es keine Rotkehlchen mehr gibt; solche Rotkehlchen-Löcher klaffen z.B. im Harz in Waldgebieten, die immer noch unter den Spätfolgen des sauren Regens der 1980er Jahre leiden. Britische Ornithologen vermuten, dass das Rotkehlchen ganz entscheidend auf die Struktur des Waldbodens angewiesen sind. Für einen Bruterfolg ist neben der Größe eines Reviers, auch die Beschaffenheit und der Bodenbewuchs verantwortlich. So darf der Boden keine zu dichte Krautvegetation aufweisen, aber auch nicht zu dicht mit trockenem Laub bedeckt sein.