Flötenakazien, Giraffen und was Ameisen damit zu haben

Flötenakazien (Acacia drepanolobium) mit aufgescheuchten Ameisen

Ohne die großen Pflanzenfresser Afrikas, wie Giraffen und Elefanten, würde sich das enge Beziehungsgefüge von Ameisen und Akazienbäumen nicht aufrechterhalten lassen. Sobald diese fernbleiben, gerät diese Ordnung aus den Fugen – mit negativen Folgen für die Akazie. Besonders anschaulich wird diese mutualistische Symbiose am Beispiel der Flötenakazie, einer von ca. 1.200 Unterarten, die vorwiegend entlang des Riftvalley in Ostafrika als niedriger, eher unscheinbarer Busch anzutreffen ist.

Namensgebend ist der Pfeifton, der entsteht wenn der Wind durch die Löcher in den verdickten Dornen einer Flötenakazie streicht.

Auf der einen Seite bilden die angeschwollenen Dornen Schutz und Brutstätte für verschiedene Akazien-Ameisen. Gleichzeitig produziert die Pflanze auch Nektar als Nahrung für die Gasttiere. Als Gegenleistung verteidigen die Ameisen die Akazie gegen andere Insekten und Pflanzenfresser durchbeißen und versprühen eines unangenehmen Duftes. Die sensiblen Tiere reagieren auf die leichteste Berührung der Pflanze und beginnen umgehend, den Eindringling abzuwehren.

weibliche Massai-Giraffe (Giraffa camelopardalis tippelskirchi) mit Jungtier, im Hintergrund der Kilimandscharo

Was aber passiert, wenn Pflanzenfresser wie etwa Giraffen nicht mehr an den Akazien fressen, beobachtete ein Team der Universität von Gainesville (Florida, USA). Die Pflanzen produzierten sowohl weniger Dornen als auch weniger Nektarien (Saftdrüsen, in denen der Nektar gebildet wird) für die Ameisen. Ohne diese Belohnung stellten die Ameisen ihre Patrouillengänge auf den Akazien ein. So werden die Bäume stärker von Schädlingen attackiert und entwickeln sich wesentlich langsamer und schlechter. Eine Ameisenart überlässt den Stamm einer geschädigten Akazie bereitwillig den Borkenkäfern, um anschließend in deren Bohrgängen Nester anzulegen. 

Eine Gruppe Giraffen durchwandert die Trockensavanne der Serengeti

Die Tatsache, dass durch das Fehlen der Pflanzenfresser weniger Nektarien und Dornen produziert werden, sehen die Wissenschaftler als Indiz dafür, dass die typischen großen Pflanzenfresser in der afrikanischen Savanne das Entstehen eines solchen Beziehungsgefüges zwischen Baum und Ameisen erst möglich gemacht haben. Fehlt in diesem Gefüge ein einziger Baustein, so kann das ganze System zusammenbrechen. 

Ein junger Elefant bei der Akazien-Ernte (Gelbrindenakazie ?)
Größenverhältnis: Der Giraffenbulle hat eine Kopfhöhe von ca. 5 m

Giraffen finden ihre Lieblingsnahrung in den Kronen der Baumriesen, besonders Akazien stehen hoch im Kurs. Dabei greifen die Tiere einen Zweig mit ihrer Zunge, ziehen ihn ins Maul und streifen durch das Zurückziehen des Kopfes die Blätter ab. Die ca. 50 cm lange Zunge ist so beschaffen, dass sie trotz der dornigen Äste keinen Schaden nehmen kann. Eine Giraffe benötigt täglich zwischen 16 und 20 Stunden, um ihren Tagesbedarf von ca. 30 kg Grünfutter zu decken.

Schirmakazien im Ngorongoro Krater

Die Schirmakazie ist eine der bekanntesten Akazienarten Afrikas. Ihre charakteristische, flache Krone ist eins der unverwechselbaren Wahrzeichen des Kontinents. Der Baum ist sehr anspruchslos. Er wächst auf alkalischen, sandigen und steinigen Böden; er verträgt Trockenheit, hohe Temperaturen. Ein Allrounder für das Klima des Kontinents.

Giraffen in der Region Mt. Mero / Arusha-Nationalpark

Giraffen leben in lockeren Herden von bis zu 20 Tieren zusammen. Innerhalb der Gruppe besteht eine lockere Rangordnung. Für Außenstehende ist die Rangordnung nur daran zu erkennen, dass die niedriger gestellten Tiere ein wenig den Kopf senken, wenn ein „hohes Tier“ ihren Weg kreuzt. Giraffen sind gegenüber Artgenossen äußerst friedfertige Tiere. Ihre gefährlichsten Waffen gegenüber Fressfeinden sind gezielte Tritte – Der Volltreffer eines Hufs kann selbst bei den großen Raubkatzen unangenehme Erinnerungen hinterlassen.

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