Wölfe im Nationalpark Bayerischer Wald
Wolf (canis lupus) im dichten Winterfell
Aufnahmedaten: 20. Februar 2012 12:17 Uhr; Motivdistanz ca. 50m; Nikon D-200; Nikon 300mm incl. 2x Extender; Empfindlichkeit: ISO 320; Blende 6,3, Belichtungszeit 1/320sec; Dreibeinstativ, Gimbal Head. Alle folgenden Aufnahmen entstanden unter vergleichbaren Bedingungen innerhalb desselben Vormittags.
Das extra dichte, und bis zu 6 cm lange Winterfell ist für Wölfe der optimale Schutz gegen Regen, Kälte und Schnee. Weder Schneemassen noch Temperaturen von mehr als -30°C stellen für die Tiere ein ernsthaftes Problem da.
Der Winter 2011/2012 ist im Bayerischer Wald einer der schneereichsten seit Beginn der regelmäßiger geführten Wetteraufzeichnungen (Hohenpeisenberg, 1781). Schneehöhen von über 2,5m in sind in den Hochlagen von Rachel und Lusen nicht aussergewöhnlich. Nicht viel weniger hoch liegt der Schnee in den Anlagen im Tierfreigehege in Neuschönau.
Die Evolution hat den Wolf scheinbar zu einem perfekt angepassten Jäger entwickelt. Sowohl seine individuellen Fähigkeiten als auch die Fähigkeit, Teamarbeit im Rudel zu leisten, ist hochgradig ausgeprägt. Und dennoch: In nur ca. 10 % aller Jagdversuche gelingt ihm ein zählbarer Erfolg. Auf den Streifzügen zur Nahrungssuche durch das Revier legt ein Wolfsrudel bis zu 60 km Wegstrecke in einer Nacht zurück.
Die Laufwege der Wölfe im Freigehege haben sich gegenüber dem letzten Besuch im Herbst kaum verändert. Nur liegen sie aufgrund der Schneemassen mindestens 1m höher als üblich. Die Tiere haben zwar Spuren und Furchen in den Schnee gelaufen, sie versinken aber nicht bis zum Bauch im Schnee. Ihr Gewicht von bis zu 80 kg wird so gleichmäßig auf die Pfoten verteilt, dass sie beim Laufen kaum behindert werden.
In freier Natur verbleiben zwischen den Revieren verschiedener Rudel eine breite, nicht zu Jagdzwecken genutzte Schneise. In diesem „Niemandsland“ kann sich das Beutewild ungestört vermehren. Wölfe meiden dieses Gebiet bewusst, nur zu Zeiten extremen Nahrungsmangels wird in diesen Gebieten gejagt.
Im Nationalparks Bayerischer Wald gibt es kein frei lebendes Wolfsrudel die ein Revier ständig besetzten. Nur einzelne Tiere überqueren von Zeit zu Zeit die Grenze zum tschechischen Šumava Nationalpark und durchwandern als sogenannte „Durchzugs-Wölfe“ den bayerischen Wald. Im Endeffekt ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis ein Rudel sein Revier weiter nach Westen, in das Gebiet des ältesten deutschen Nationalparks ausdehnt.