Kranichbalz im Ilkerbruch
Ostern 2019
Im Naturschutzgebiet Ilkerbruch / Barnbruch bei Fallersleben halten sich zur Zeit ca. 100 Kraniche auf. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der scheuen Vögel nur eine Zwischenrast im Osten Niedersachsens eingelegt, um nach einigen Tagen die weitere Reise nach Skandinavien fortzusetzen. Einige Kraniche werden allerdings den Sommer im Ilkerbruch verbringen und dort ihren Nachwuchs aufziehen.
Die Tiere halten sich als Verbund am Rand des Feuchtgebiets auf den nahgelegen Wiesen auf, um ungestört zu fressen und zu rasten. Einzelne Pärchen sieht man zu dieser Jahreszeit nur selten. Das eigentliche Brutgeschäft hat am Ilkerbruch noch nicht begonnen.
In der Gruppe herrscht eine fortwährende Unruhe. Unterbrochen durch kurze Ruhe- und Fressphasen breiten die Tiere ihre Flügel aus. Richten sich zur vollständigen Größe auf, gleichzeitig soll mit den typischen röhrenden Kranichrufen der Nebenbuhler beeindruckt und um den favorisierten Partner geworben werden.
Dabei springt abwechselnd immer einer der Kontrahenten zwei bis drei Meter in die Höhe, um noch imposanter und vitaler zu erscheinen. Das Balzgehabe der Kraniche ist extrem auffallend. Ein auffälliges Balzverhalten hat in der Vogelwelt zwei primäre Aufgaben: a) Überhaupt erst einmal einen Partner zu finden; b) Eine so starke soziale Bindung aufbauen, dass beide die nächste Jungvogelbrut gemeinsam ernähren und beschützen.
Das Spektakel ist für alle beteiligten Vögel ungefährlich. Ziel ist es, einzig und allein durch das Imponiergehabe auf sich aufmerksam zu machen. Theaterdonner als Auftakt für eine erfolgreiche Brutsaison, sonst nix…
Bedingt durch die milden Winter der letzten Jahre ist eine erstaunliche Verhaltensänderung zu beobachten. Bei einigen Kranichen ist der Zugdrang soweit unterbrochen, dass man selbst in den Wintermonaten immer mal wieder das eine oder andere Pärchen beobachten kann.
Der intensive Anbau von Mais hat sein übriges dazu bei getan. Die Ernährungslage für die Vögel ist ausserordentlich günstig. Klimaveränderung und Landwirtschaft sind unter anderem verantwortlich für den deutlichen Populationsanstieg der letzten 20 Jahre.
Die Geschlechter der Tiere lassen sich leicht unterscheiden. Die Herren der Schöpfung haben deutlich stärker ausgebildete Schwanzfedern, als weibliche Kraniche. Dafür sind in einem Pärchen häufig die Damen die antreibenden Kräfte.
1978 war der europäische Kranich der Vogel des Jahres – Botschafter für einen aktiven Naturschutz. Der Kranichbestand hat sich seitdem deutlich verbessert – eine Ausnahme, wenn man sich gleichzeitig das weltweite Artensterben vor Augen führt.