Der Pramer Ort auf dem Zingst
Der Pramer Ort, oder kurz Pramort, gehört zu den faszinierendsten Zielen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Vor der Landmarke, an der Ostsee und Boddengewässer aufeinandertreffen, haben sich im Laufe der Zeit faszinierende Strandabschnitte, Sanddünen, verlandete Uferstreifen und ein einzigartiges Windwatt entwickelt. Bei klarem Wetter lassen die Besonderheiten der Boddengewässer deutlich erkennen. Seit 25 Jahren gehört der Pramort zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Nach alten Schriften und Berichten war die damals existierende kleine Siedlung noch im 17. Jahrhundert mit der im Osten gelegenen Insel Hiddensee verbunden. Die Menschen konnten die Kirche in Neundorf mühelos erreichen und so am Gottesdienst auf der Insel Hiddensee teilnehmen. Der heutige Name ist abgeleitet von flachen Lastkähnen – den Pramen –, mit deren Hilfe Vieh vom Festland zur Sommerweide auf die Insel gebracht wurde.
Das 20. Jahrhundert war geprägt durch eine seltsame Kombination aus intensivster LPG-Landwirtschaft und militärischer Nutzung. Im Jahr 1895 begann das preußische Militär auf der Halbinsel einen Schieß- und Truppenübungsplatz einzurichten. Es folgenden alle deutschen Armeen der nächsten 100 Jahre. Erst in den 1990er Jahren wandelte sich die Nutzung, Arten- und Naturschutz wurde in den Vordergrund gestellt. Der Truppenübungsplatz wurde aufgelöst, die Landwirtschaft auf eine extensive Viehhaltung zurückgefahren. Heute steht der Ort für Abgeschiedenheit und friedliche Ruhe. Die Tatsache, dass man die letzten 8 km zur Beobachtungshütte nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen darf, hat einen besonderen Raum entstehen lassen, der für den Massentourismus gänzlich ungeeignet ist.
Der Pramort grenzt an die Kernzone des Nationalparks. Nördlich des neuen Hochwasserschutzdeichs, auf dem ehemaligen Schießplatz, entstand eine Besenheide mit Sträuchern bis hin zu einzelnen, windzerzausten Bäumen, die sich zur Hohen Düne hinziehen. An der Hohen Düne wachsen meist nur spärlich Gräser und Heidekraut sowie Strandhafer an der Ostseeseite zur Befestigung des Ufers. Das östlich des Pramortes befindliche verlandete Windwatt verbindet den Zingst mit der ehemaligen Insel „Großer Werder“.
Vor allem Kraniche nutzen die flachen Gewässer und Uferzonen als Brutplatz oder als Zwischenstation während des Vogelzugs im Frühjahr und Herbst eines jeden Jahres. Alt- und Jungvögel lassen sich durch verschiedene Merkmale leicht unterscheiden. Hier ist am auffälligsten die Farbe des Gefieders am Kopf. Bei erwachsenen Tieren erkennt man den Wechsel zwischen Schwarz und Weiß. Jungtiere besitzen dagegen ein rotbraunes Kopfgefieder.
Westlich vom Pramort befinden sich die Sundischen Wiesen. Ein ca. 8 km langer Geländestreifen, der durch die militärische und intensive landwirtschaftliche Nutzung extrem stark belastet war. Die Renaturierung der karge, sandigen Boden haben eine offene Heide- und Graslandschaft entstehen lassen. Eine angepasste Nutzung als Viehweide stellt sicher, dass die Sundischen Wiesen nicht verbuschen oder überwuchert werden. Im Bereich der Wiesen und den umliegenden Uferbereichen rasten während der Vogelflugzeit neun der vierzehn bekannten Gänsearten und 35 verschiedene Küstenvogelarten. Ganzjährig heimisch ist die Lachmöwe. Auch der Rotmilan ist in den Sundischen Wiesen anzutreffen. Von den hier durchziehenden Regenpfeifern dürfte der Goldregenpfeifer der häufigste sein.
Besonders gut läßt sich der Nationalpark vom Wasser aus erkunden. Die Fahrrinne für die Schifffahrt führt direkt durch den Bodden, entlang des Windwatts und der verlandeten Insel „Großer Werder“.
Der Seeadler ist auf dem Zingst allgegenwärtig. Insgesamt 6 Brutpaare und etlichen Jungvögeln teilen sich Luftraum und Jagdrevier. Adulte Seeadler, die ein Revier für besetzt haben, sind in Europa meistens standorttreu und bleiben das ganze Jahr über vor Ort. Halbwüchsige Jungvögel und revierlose Adler dagegen streifen weiträumig auf der Suche nach günstigen Ernährungsmöglichkeiten oder einem eigenen Revier umher. Dieses Wanderverhalten ist der Grund dafür, dass der Genpool der Tiere ständig vermischt wird.
Vom Ort Zingst kommend, durchquert man auf dem Weg zum Pramer Ort zuerst den Osterwald. Er ist mit 800 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet auf der Halbinsel. Die durch Anlandung entstandene Fläche liegt nur knapp über dem Meeresspiegel. Sie bestehen überwiegend aus moorigen Waldböden. Der Osterwald gilt daher als einziges wurzelechtes Regenmoor in Mecklenburg-Vorpommern.
Der stetige Wechsel von Dünenzügen und feuchten Senken führt zu einer überdurchschnittlich hohen Pflanzenvielfalt. Man findet vermehrt Birke, Stieleiche, Buche und Kiefer. Durch Anpflanzungen kamen Erle, Fichte und Tanne hinzu. Eine Besonderheit sind die acht in den 1950er Jahren gepflanzten nordamerikanischen Mammutbäume. Problematisch ist die amerikanische Knorpelkirsche, die als schnell wachsendes Gewächs über Jahre hinweg zum Küstenschutz angepflanzt wurde.
Für Naturbegeisterte ist der Pramort ganzjährig ein lohnenswertes Ziel. Die meisten Besucher werden durch die Aussicht, Kraniche zu beobachten, angelockt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Tierarten, die man mit etwas Glück zu Gesicht bekommt.
2 Kommentare
Tenzi
Huhu 🙂
wow, das sind wirklich wahnsinns Bilder.
Mit welchem Objektiv wurden sie geschossen? 🙂
Ich habe zwar auch ein gutes mit 300mm Brennweite, aber das Objektiv muss ja mindestens 500mm haben?
Liebste Grüße, Tenzi
von http://www.realitaetswunder.de
tea
Die Bilder sind einfach nur klasse !
Bin echt neidisch, würde auch gerne so viele Tiere sehen 🙂
Liebe Grüße
http://wearthatice.blogspot.de/